Chäppeleweg Waldshut-Tiengen

Wandern von Kapelle zu Kapelle zu den Ortsteilen von Waldshut und Tiengen

»Kapellen bereichern in vielfältiger Weise die Kulturlandschaft des Südschwarzwaldes.« Sie prägen Ortsbilder, laden zur erholsamen Rast ein und weisen dem Wanderer den Weg durch unsere Region. Um die Kapellen in unserer Umgebung erlebbar werden zu lassen, hat die Tourist-Info Waldshut-Tiengen für all die vielen religiösen Zeugnisse im Stadtgebiet den Chäppeleweg ausgearbeitet.

Über eine Strecke von 52 Kilometern verbindet der Chäppeleweg nun die vielen Kapellen der einzelnen Ortsteile von Waldshut-Tiengen miteinander. Aber auch an Obstbaumlehrpfaden, dem Haselbachwasserfall bei Indlekofen und den Ruinen der Burgen von Gutenburg führt der Chäppeleweg vorbei.

Dabei bieten sich dem Wanderer neben versteckten Winkeln unserer Landschaft immer wieder herrliche Ausblicke über den südlichen Schwarzwald und das Rheintal bis hin zu den Schweizer Alpen.

Als Vorteil der Weges nennt die Tourist-Info Waldshut-Tiengen, dass die Wanderroute beliebig unterbrochen beziehungsweise abgekürzt werden kann. Zudem befinden sich entlang des Weges Übernachtungsmöglichkeiten und Orte mit Busverbindungen.

Die Broschüre zum Wanderweg ist nach unserer Kenntnis jedoch vergriffen. Auskunft zum Weg sollten jedoch die Mitarbeiter der Tourist-Information in der Geschäftsstelle im Wallgraben von Waldshut geben können.

Aufstieg von Waldshut zur Ziegelhütte in Eschbach

Die erste Etappe des Wanderwegs beginnt mitten in Waldshut auf dem Viehmarktplatz nahe des Unteren Tores (auch Basler Tor genannt). Von hier aus unterqueren wir die Bundesstraße B34, und laufen das erste kleine Teilstück entlang der Bahnlinie Basel-Schaffhausen-Singen. Nach wenigen Minuten passieren wir das Landratsamt.

Ein paar Meter weiter kommen wir durch die zweite Unterführung auf die andere Seite der Gleise, von wo wir durch den Ortsteil Liedermatte in die offene Flur zwischen Dogern und Waldshut gelangen. Der früher einmal angebaute Wein zählt zwar längst zur Vergangenheit, das frühere Weingut aber ist noch erhalten.

Bei dem Weingut biegt der Weg nach rechts ab und führt durch die Wiesen des Eschbacher Tales in den Wald. »Früher war der ganze Hang zwischen Waldshut und Dogern mit Reben bestanden«, berichtet Franz Falkenstein, der heute auf dem alten Weingut lebt. Im Wald angekommen, durchwandern wir ein altes Grubenfeld. Links des Weges sind Wuren zu erkennen, die früher der Bewässerung dienten, während sich rechts des Weges insgesamt sieben kleine Wehre befinden. »Die Wuren dienten damals der Wiesenbewässerung. Das gab dann im Sommer immer wieder Ärger, weil dann unten am Kraftwerk kein Wasser mehr ankam.«

Wenige Meter weiter kommen wir zu einer Grube, in welcher bis zum Jahr 1895 Mühlsteine abgebaut wurden. Direkt neben dem Eingang befindet sich noch das alte Arbeiterhaus mit Schmiede aus dem Jahr 1860. »Hier haben wir dasselbe Gestein wie auf Helgoland«, erläutert Falkenstein, »einzigartig an der Grube ist, dass sowohl der Bodenstein als auch der Mühlenstein hier abgebaut werden konnte.«

Im 19. Jahrhundert wurden die Mühlsteine bis nach England, Preußen, Ungarn und Frankreich geliefert. Erst durch den Bau der Eisenbahn bekam die Grube durch Pariser Champagnergestein so starke Konkurrenz, dass der Abbau eingestellt wurde.

Nach insgesamt 1.200 Meter Wegstrecke erreichen wir eine Kreuzung mit Wegmöglichkeiten nach Oberalpfen, Eschbach, Dogern und Waldshut. Von hier lässt sich der Blick über die verschiedenen Täler schweifen. Im Rheintal ist das schweizerische Zurzach durch seinen Turm im Ort gut zu erkennen. Hier führt der Chäppeleweg, vorbei an alten Apfelbäumen, zur Ziegelhütte.

Nach dem steilen Aufstieg wird die Ziegelhütte mit ihrem schattigen Biergarten gerne für eine kühle Erfrischung genutzt, bevor der Weg – wieder bergab – an dem Obstbaumlehrpfad der BUND-Ortsgruppe Waldshut-Tiengen vorbei bis nach Eschbach, dem Ziel des Teilstückes, führt.

St. Michaelkapelle von Gaiß und Johanneskapelle Oberalpfen

Wer von Gaiß in das Eschbacher Tal hinabblickt, dem wird sich eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch zeigen: wo im Frühling die Obstbaumblüte den Wanderer erfreut, reifen derzeit Zentnerlasten von Äpfeln und Birnen heran.

Dazwischen schmiegen sich behäbige Schwarzwaldhöfe in die Hänge. Aber auch friedlich grasende Rinderherden erfreuen das Herz des Wanderers.

In dieser wunderschönen Gegend findet sich die St. Michaelkapelle von Gaiß. Die Kapelle entstand im Jahre 1830 und verrät dem Besucher, was unter einem »Christus in der Rast« zu verstehen ist: in ihrem Innern besitzt die St. Michaelkapelle dieses Bildmotiv als Altarfigur, welches Christus ermattet vor der Kreuzigung zeigt.

Über die Oberalpfener Straße, dem »Diggelholz« sowie der Kohlstraße gelangt der Wanderer nach knapp drei Kilometer nach Oberalpfen. Mitten im Ort, umgeben von wenigen alten Obstbäumen sowie einer serbischen Fichte steht seit 1730 die Johanneskapelle. Sie ist die zweitgrößte Kapelle des Kirchspiels Waldkirch und gilt durch einen ersten Kirchenbau aus dem Jahre 1497 als eine der ältesten Kapellen entlang des Chäppeleweges.

Eigentlich nur zwei Kilometer entfernt, diese aber über die Schwarzwaldstraße beziehungsweise eines Landwirtschaftsweges steil ansteigend, befindet sich eine Feldkapelle nahe der Bundesstraße B 500. Zum Unmut der Gläubigen wartet die kleine Kapelle mit einer ganz besonderen »Lüftelmalerei« auf.

Diese nämlich stellt sich leider in Form von wilder Graffiti dar, was neben der Lust an Verschandelung privaten Eigentums beweist, dass die Gegend nicht ganz so abgeschieden ist, wie sie vielleicht auf dem ersten Blick hin wirkt. Als kleiner Trost für das Auge bietet sich von hier aber auch ein herrlicher Ausblick über Ober- und Unteralpfen, Remetschwiel sowie über das Albtal.

Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Waldkirch

Nicht selten sind Wanderer überrascht, wenn sie nach Waldkirch kommen. Viel zu groß erscheint die Kirche »Mariä Himmelfahrt«, als dass sie nur für die wenigen umliegenden Häuser errichtet werden konnte.

Die Erklärung liefert die Geschichte des Hauensteiner Geschlechtes, welches das im 13. Jahrhundert errichtete Gotteshaus in den Rang eines zentralen Kirchenortes und in ihrer Bedeutung damit über den Kirchen der umliegenden Dörfer emporhob.

In Waldkirch selbst steht der Wanderer vor der Wahl: entweder lässt sich auf der sonnigen nördlichen Seite des Tales über einen leicht ansteigenden Weg, vorbei an der Grillhütte am Pfannenstil nach Schmitzingen wandern. Oder, wenn man ein wenig schattiger mag, führt ein zweiter Weg über das Oberholz und entlang des Seltenbaches bis nach Schmitzingen. Eines aber gilt für beide Wege: ab und zu umschauen lohnt sich, ergeben sich doch immer wieder schöne Ansichten der Kirche »Mariä Himmelfahrt«".

Lohnenswert ist die Wanderung von Waldkirch nach Schmitzingen vor allem auch an kühlen Herbst- und Wintertagen, wenn der Morgennebel noch wie eine Glocke über der Stadt Waldshut liegt und hier und da bereits kleine Waldkuppen aus dem Dunst herausragen.

In Schmitzingen angekommen, führt der Chäppeleweg zur St. Josephskapelle, die wie eine kleine Walliser Bergkirche inmitten der steil gelegenen Ortschaft emporragt. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch den 25 Meter hohen Kirchturm der Kapelle.

Erst im Jahre 1953 wurde die Kapelle von heimischen Handwerkern errichtet. Kein Wunder also, dass der gemeinschaftlich geschaffene Versammlungsort nach dem Schutzheiligen der Handwerker, dem heiligen Joseph, benannt ist.

St. Joseph Kapelle von Indlekofen und Muttergotteskapelle in Bürglen

Abstecher vom Chäppeleweg an den Haselbach-Wasserfall

Hoch über dem Dunstkessel von Waldshut, aber auch in ausreichendem Abstand zur B 500 führt der Chäppeleweg zwischen Schmitzingen und Indlekofen hinauf zum »Hungerberg«. Den Namen bekam der Berg durch den hier vorherrschenden Muschelkalk, aus dem sich nur steinige, arme Böden bilden. Diese ermöglichen kaum eine Ackernutzung. Für Naturfreunde hingegen ist der Hungerberg ein echter Leckerbissen: zahlreiche seltene Pflanzenarten finden sich auf geschützten Wiesenstreifen, und Heckenreihen bilden einige heimelige Plätze, die zu einer gemütlichen Rast seitab des Wanderweges einladen.

Auf dem Weg nach Indlekofen kommt der Wanderer am Haselbachwasserfall vorbei. Zwar führt nur ein schmaler Zickzackpfad durch den Schluchtwald zum Wasserfall hinab, unten aber wird der mühsame Abstieg mit einem wahren Reich aus Farnen und Moosen belohnt, vor allem an heißen Sommertagen ein erfrischendes Erlebnis.

Im Ort Indlekofen selber gelangt der Wanderer zur Kapelle St. Joseph. Wer bei untergehender Sonne hier ankommt, dem empfiehlt sich ein Blick in das Innere des kleinen Gotteshauses. Dann nämlich werfen die bunten Glasfenster der Kapelle ihre Muster auf eine Holzskulptur des heiligen Joseph, der sich im hellen Lichterschein augenblicklich verzaubert.

Zwei Kilometer weiter bergab passiert der Wanderer die Muttergotteskapelle in Bürglen, bevor er nach einem weiteren halben Kilometer nach Gurtweil gelangt. In Gurtweil angekommen, wird der Besucher Zeuge vom Kunstsinn der Äbte von St. Blasien. Seit dem Jahre 1664 besaßen sie hier die Ortsherrschaft und schmückten die 1608 geweihte Pfarrkirche mit einer prächtigen barocken Innenausstattung aus.

Ebenso wurde die kleine Kapelle im Schlosspark im Barockstil errichtet. Spätestens aber eine alte Streuobstweise inmitten des alten Ortskerns macht einen Rundgang durch das Dorf absolut lohnenswert.

Kirche Judas Thaddäus in Gurtweil und St. Sebastian von Aichen

sowie die Kapelle von Aichen

Seit jeher lösen mittelalterliche Ruinen bei den Menschen geheimnisvolle, teils gar magische Empfindungen aus. Sie sind gleichermaßen Nahrung für lausbubenhafte Träume wie für verbotene Vorstellungen. Wer sich auf dem Chäppeleweg von Gurtweil ins Schlüchttal begibt, kommt bei der Gutenburg zu einen solchen geheimnisvollen Ort.
Gegründet wurde die Burg im 10. Jahrhundert durch das Kloster St. Gallen und im Jahre 1480 vom Kloster St. Blasien gekauft. Diese allerdings schleiften ihre eigene Burg im Dreißigjährigen Krieg, damit die Gegner nicht von hier aus die Besitztümer des Abtes zerstören konnten.

Von der Gutenburg aus führt der »Hutpfad«, benannt nach seiner Funktion als Verbindungsweg zwischen den Rittersitzen, nach Allmut durch eine Landschaft mit atemberaubenden Ausblicken.

Schroffe Felsen, kühne Baumgestalten und eine reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt begleiten den Wanderer auf diesem Stück des Chäppeleweges.

Auf halbem Weg nach Allmut begegnen sich in Aichen »Neue« und »Alte« Architektur in der Kirche St. Sebastian. Hier wurde das Kirchenschiff in den Jahren 1973 und 74 neu gebaut, während der Turm aus alter Zeit erhalten werden konnte. Drei Kilometer weiter gelangt man zum alten Rittersitz Allmut. Die wenigen Häuser lassen kaum erahnen, welche Macht hier zu Ritterzeiten gewohnt haben mag.

Und auch von der Burg Allmut ist so gut wie nichts erhalten geblieben. Und doch, ausgerechnet durch das heute entlegenen Örtchen Allmut verlief damals eine historische Verbindungsstraße vom Hochrhein nach Freiburg. Von dem damaligen Wirthaus ist heute nichts mehr zu sehen und so zeugt einzig eine kleine Kapelle zu Ehren des Heiligen Wendelin von der ruhmreichen Vergangenheit des Ortes.

Kapelle St. Oswald und Kirche Maria Königin in Detzeln

sowie die Kapelle St. Georg von Breitenfeld

Umgeben von einem grünen Gürtel aus alten Streuobstwiesen empfängt Krenkingen den Wanderer auf dem Chäppeleweg zwischen Aichen und dem Steinatal.

Deutschlandweit bekannt wurde die nur 250 Seelen zählende Gemeinde durch den Sänger Max Mutzke, der hier seine Kindheit verbrachte.

Aber auch schon zu früheren Zeiten kam Krenkingen eine weitaus höhere Bedeutung zu, als sich heute erkennen lässt. Zumindest für die Tiengener, ihre Stadt nämlich wurde seinerzeit durch die Herren von Krenkingen gegründet.
Zwischen den Höfen des Dorfes wunderschön gelegen, führt der Chäppeleweg zur Kirche St. Nikolaus. In der Kirche selbst lässt sich ein Zeugnis spätbarocken Schaffens von Gotthard Hilzinger betrachten.

Über die Hohlgasse führt die Wanderung weiter durchs Steinatal zur zwei Kilometer entfernten St. Oswald Kapelle in Detzeln. Die kleine Kapelle am Wegesrand wurde auf dem ehemaligen Standort einer kleinen Burg errichtet.

Um diesen Platz für ein Gotteshaus zu nutzen, ließ Freiherr Marquard im Jahre 1152 hier ein Augustiner-Chorherrenstift errichten, aus welchem schließlich die St. Oswald Kapelle hervorging.

Wenige Meter weiter kommt man in einen noch weitgehend naturbelassenen Abschnitt der Steina. Harmonisch schlängelt sich der unbegradigte Fluss durch die Landschaft. Besonders an heißen Sommertagen eine erfrischende Gelegenheit, einmal die müden Füße in das kühle Wasser zu strecken.

Nach einer kurzen Erholung führt der Chäppeleweg an der Kirche Maria Königin vorbei und geleitet den Wanderer nach etwa zweieinhalb Kilometern in Breitenfeld zur Kapelle St. Georg. Schon im 16. Jahrhundert hatten die Breitenfelder ihre Kapelle unter den Schutz des Drachentöters gestellt, das heutige kleine Gotteshaus jedoch wurde erst 1861 errichtet.

Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt in Tiengen

und Rückweg auf dem Chäppeleweg über die Kalvarienbergkirche nach Waldshut

Von Breitenfeld nach Tiengen bietet der Chäppeleweg zwei Varianten: eine durch das waldreichere Jungholz zum hohen Brand, die zweite über den Hasenhof und durch das Wohnbaugebiet »Mittlerer Berg«.

Was die zwei Wege miteinander verbindet, ist die herrliche Aussicht über den Klettgau und zu den Schweizer Alpen. Über beide Wege gelangt man zum Vitibuck, dem wohl klassischsten Ausflugsziel von Tiengen.

Während die Kinder weniger Meter unterhalb des Aussichtsturms auf dem Spielplatz nach Herzenslust austoben können, bei dem benachbarten Grillplatz vielleicht ein kleines Feuer lieblich vor sich hin prasselt, lässt sich von der oberen Plattform des Turm der größte Teil von Tiengen gut überblicken.

In Tiengen selbst thront die Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt förmlich über den Häusern der Altstadt.

Sie wurde in den Jahren 1753 – 58 von Peter Thumb erbaut und erinnert an die Zeit, als Tiengen den Landgrafen von Sulz sowie den Fürsten von Schwarzenberg als Regierungssitz diente.

Von der Innenstadt führt der Chäppeleweg über eine alte Holzbrücke nahe der Stadthalle in den Bürgerwald. Unter dem rauschenden Blätterdach unzähliger Buchen trifft der Wanderer auf den »Küssaburgweg« und kommt nach einem Abstecher in Homburg über die Bannschacher Brücke ins Kaitle. Jenseits der alten Bahnbrücke schließlich gelangt man auf den Aarberg zur Kalvarienbergkapelle, dem letzten Haltepunkt des Weges.

Bei der Kalvarienbergkapelle enden zwei Kreuzwege von Waldshut und Gurtweil. Früher noch pilgerten zahlreiche Wallfahrer zur Kapelle auf dem Aarberg. Aber auch heute finden noch viele Besucher den Weg zur Kalvarienbergkapelle.

Nicht zuletzt diejenigen Wanderer, die sich von dem Chäppeleweg durch alle Stadtteile von Waldshut-Tiengen führen lassen.

VG Wort

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