Wanderung zum Eichener See

Der Eichener See ist Ziel unserer ersten Wanderung im vorderen Großen Wiesental. Naturräumlich gesehen bildet hier der Dinkelberg eine eigene Einheit, die durch den verkarsteten Untergrund einige geologische Besonderheiten aufweist. So ist der Eichener See der bekannteste der nur selten mit Wasser gefüllten Karstseen am Dinkelberg.

Ausgangspunkt unserer Wanderung ist der Parkplatz der Erdmannshöhle in Hasel. Zu jeder vollen Stunde werden hier Führungen durch das Reich der Erdmännchen und Erdweibchen angeboten, die in der Höhle gelebt haben sollen. Daneben begeistert die Haseler Höhle mit bizarr geformtem Stalaktiten, Stalagmiten und mächtigen Tropfsteinsäulen.

Wasserspiele im Dinkelberg

Start bei der Erdmannshöhle

Wir passieren den Eingang der Erdmannshöhle und folgen der gelben Raute entlang der Hasel in Richtung Wehr-Flienken. Mit etwas Glück können wir im Bach Wasseramseln bei der Nahrungssuche beobachten. Ansonsten lässt die erste Besonderheit am Wegrand nicht lange auf sich warten: es sind mehrere Quellen an der Böschung. Im Gegensatz zu den meisten anderen Quellen schütten diese hier nur selten Wasser, dann aber gerne recht viel.

Höhlenbach und Hexengeld

Wenige Schritte weiter sprudelt dafür ein richtiger Bach aus dem Berg. Es ist der Höhlenbach der Erdmannshöhle. Vor Ort erfahren wir, dass der Bach eng mit den trockenen Quellen verbunden ist. Denn die Menge an Wasser, die er zu Tage führen kann, wird durch die Öffnung im Fels begrenzt. Bei Hochwasser steigt der Grundwasserspiegel, bis das Wasser an höher gelegene Klüfte heranreicht und über die dann stark sprudelnden Quellen an der Böschung abfließt. Um die nächste Besonderheit zu entdecken, muss man schon genau hinschauen.

Dann aber entdeckt man winzige, runde Scheibchen auf den Kalksteinen. Früher hielten die Haseler die kreisrunden Gebilde für (2) Hexengeld oder Wichtelpfennige. Tatsächlich handelt es sich um Versteinerungen. Sie stammen von Seelilien, die am Grund des Muschelkalkmeeres lebten. Die Tiere nahmen Kalk auf, um ihr Skelett aufzubauen. Beim Absterben zerfielen die Stiele der Seelilien in ihre Einzelteile, den Trochiten. Am Dinkelberg hat die Masse an Seelilien gereicht, um eine Gesteinsschicht aus Trochitenkalk zu bilden.

Über Wehr-Flienken an den Eichener See

In (3) Wehr-Flienken angekommen, überqueren wir die L155 und folgen der gelben Raute kurz Richtung Schwörstadt, dann zum Eichener See. Der Weg dorthin führt auf der alten Schopfheimer Straße in den Wald und über die (4) Flienker Hütte zum Wegweiser Wehrer Boden. Der See ist hier zu zwei Seiten ausgeschildert. Wir wählen die längere Variante über »Kessel« und, ab dort auf dem Westweg (rote Raute), (5) »Salen« zum (6) Eichener See.

Auch wenn der Eichener See nur selten offen zu Tage tritt, so ist er Schauplatz mehrere tragischer Ereignisse. 1772, 1876 und 1940 ertranken insgesamt neun Menschen im See. Und Anfang des 19. Jahrhunderts war der Wasserspiegel des Sees so hoch, dass er das tiefer gelegene Dorf Eichen zu fluten drohte. Ab der Zeit wurde das sporadische Auftreten des Sees aufgezeichnet.

Kiemenfußkrebs in Deutschland

Gebildet wird der See durch eine flach ausgeprägte Doline. Wie die Quellen nahe des Höhlenbachs entscheidet auch hier unterirdisches Hochwasser darüber, ob sich diese mit Wasser füllt. Nach ergiebigen Regenfällen oder schnell einsetzender Schneeschmelze kann der Pegel bis zu 15 Zentimeter am Tag steigen. Der See kann drei Meter tief werden und damit eine Fläche von circa zweieinhalb Hektar überschwemmen. Sobald der Hochwasserstand der unterirdischen Bäche zurückgeht, wird dem Eichener See der Stöpsel gezogen, bis er oberirdisch trocken fällt.

Fische kommen mit dem periodischen Auftreten des Wassers nicht zurecht, wohl aber der Kiemenfußkrebs (Tanymastix lacunae). Der etwa zwei Zentimeter große Krebs wurde 1911 von Schweizer Zoologen im See entdeckt. Es ist das einzige bekannte Vorkommen dieser Art in Deutschland. Charakteristisch für den Krebs ist, dass die Weibchen Dauereier legen. Diese ertragen nicht nur eine Austrocknung des Sees, sondern benötigen die Trockenperiode sogar, um sich weiterentwickeln zu können.

Sagen und Legenden um das unterirdische Gewässer

Laut einer Sage hüten unterhalb der Hohen Möhr (bei Zell im Wiesental) Erdmännlein einen unterirdischen See. Um zu verhindern, dass dieser ausbricht, leiten sie überschüssiges Wasser in den Eichener See ab. Eine andere Legende prophezeit hingegen, dass der See eines Tages überlaufen und Eichen fluten wird. Eine dritte Sage berichtet vom tragischen Schicksal einer Liebschaft. Demnach soll ein Bauer ein Bund mit den Seewichten geschlossen haben: er versprach ihnen, dass seine Tochter in ihrem unterirdischen Kristallschloss leben sollte, wenn sie seine Felder bewässern. Der Versuch, ihrem Schicksal zu entkommen, endete mit dem Ertrinken des Mädchens und ihres Geliebten.

Habsburger Grenzstein

Vom Eichener See folgen wir der roten Westwegraut bergauf zum »Im Seehölzle«, dem höchsten Punkt der Wanderung.  Beim Wegweiser steht ein Habsburger Grenzstein, auf dem vier Wappen abgebildet sind. Gesetzt wurde der Grenzstein 1664 unter der Herrschaft von Kaiser Luipold I. von Österreich. Das Wappen mit den Farben gelb-rot-gelb steht für Baden, das grün-weiß-grüne für die Gemeinde Hasel und die zwei rot-weiß-roten Wappen für Österreich. Auf dem Westweg sowie dem Hotzenwaldquerweg (schwarz-weiße Raute auf gelb) wandern wir schließlich zurück nach Hasel-Oberdorf. Ab dort ist die Erdmannshöhle wieder angeschrieben.

Muschelkalk-Karstwanne im Untergrund

Unter dem Eichener See befindet sich eine Muschelkalk-Karstwanne. Der tiefste Punkt dieser wasserundurchlässigen Wanne befindet sich etwa 48 Meter unter der Erdoberfläche. Aufgrund der Geologie mit etlichen Hohlräumen im Kalkgestein des Dinkelbergs und dem Grundwasserstau kann sich die Wanne relativ schnell füllen. Aufschluss über den Wasserstand gibt ein in den 1950er Jahren installiertes Pegelrohr. Der Wasserstand wird dabei mithilfe einer Kabellichtsonde gemessen, welche bei Kontakt mit Wasser aufleuchtet. Bei einem Pegel von 39 bis 40 Meter ist die Doline soweit gefüllt, dass das erste Wasser zwischen den Grashalmen sprudelt und den oberirdischen Teil des Sees füllt.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Die Anfahrt zur Wanderung an den Eichener See erfolgt über die B518 Schopfheim-Wehr. Bei Hasel auf die K6338 abfahren und den Schildern durch den Ort Hasel zur Erdmannshöhle folgen. Es bestehen einige Busverbindungen ab dem Bahnhof in Bad Säckingen und Busbahnhof in Schopfheim zur Haltestelle Hasel Dorfplatz.

AusgangspunktParkplatz Erdmannshöhle
KoordinatenN 47.64920, E 7.89600
Gehzeit3 bis 3.30 Stunden
Distanz11 km
Anstiege470 HM
AnforderungenTechnisch leichte Runde auf überwiegend landwirtschaftlichen Wegen und Waldpfaden.
EinkehrGasthäuser und Restaurants in Hasel
GPS-DatenWanderung Eichener See gpx
kml-DatenWanderung Eichener See kml

Wanderkarte zum Eichener See

Höhenprofil

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