Die Lotenbachklamm ist eine der engsten und schönsten Schluchten im Wutachgebiet. Der untere Ausgang der Klamm befindet sich nahe dem Hotel und Restaurant Schattenmühle. Damit bietet sich an, die Wanderung mit der dritten Etappe des Schluchtensteigs über das Räuberschlössle nach Haslach zu verbinden.
Diese führt uns auf den Spuren von Geschichte und Legende, entlang der Wutach und der Haslach. Daneben machen exponierte Felsen die Wanderung bis nach Lenzkirch zu einem Erlebnis. Ab dem Ferienort erfolgt der Anstieg bis nach Oberfischbach, dem Ziel der dritten Etappe des Fernwanderwegs.
Wir selbst haben diese Etappe ab dem Kurort Lenzkirch absolviert. Wer dies ebenso macht, beginnt den Tag mit einer Busfahrt. Von der Haltestelle Lenzkirch-Kurpark dauert es 15 Minuten bis zur Haltestelle bei der Lotenbachbrücke. Danach trennen uns keine zwei Minuten, bis wir in eine völlig andere Welt eintauchen. Tatsächlich müssen wir nur die B 313 überqueren und ein paar Meter hinabsteigen, um das obere Ende der Lotenbachklamm zu erreichen. Wow, so einen Auftakt hatten selbst wir als erfahrene Wanderbuchautoren nicht erwartet.
Zugleich warnt uns ein Schild vor den Gefahren im Naturschutzgebiet Wutachschlucht, zu dem auch die Lotenbachklamm gehört. So besteht trotz der regelmäßigen Pflege der Wege die Gefahr von Erdrutsch, Steinschlag und Wegabbrüchen. Damit sind Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und festes Schuhwerk erforderlich. Wobei sich das mit der Schwindelfreiheit in Grenzen hält, da doch einige Brücken und Holzstege auf den Hauptwanderwegen des Naturschutzgebietes unterhalten werden, die selbst Kindern das Wandern durch die einzigartige Wutachschlucht und ihren engen Nebentälern ermöglichen. Einigermaßen trocken und vor allem frei von Schnee und Eis sollten die Wege allerdings sein, will man keinen Sturz riskieren.
Auf den zwei Kilometern bis zur Mündung des Lotenbachs genießen wir den wildromantischen Charakter der Klamm. Immer wieder kommen wir an Kaskaden vorbei, wechseln die Seite des Bachs oder überwinden über Treppen die Felsbrocken, die den Weg zur Mündung versperren.
Wer sich am Fotografieren von Wasserfällen probiert, hier findet er reichlich Gelegenheit dazu. Es ist nicht leicht, die Schönheit der wenig bekannten Klamm zu beschreiben. Es ist aber auch kein Wunder, dass sie Teil des ausgezeichneten Schluchtensteigs ist.
Eine halbe Stunde nach Aufbruch bei der Lotenbachbrücke erreichen wir die Mündung des Bachs in die Wutach. Wer mag, kann in der nahen Schattenmühle eine Vesperpause einlegen oder flussabwärts auf der zweiten Etappe des Schluchtensteigs durch die Wutachschlucht wandern. Für jemand, der in Lenzkirch gestartet ist, wäre das allerdings eine ungünstige Wahl. Also überqueren wir die Wutach über die Landstraße L 170, um anschließend nach links auf die Glöcklerhalde bzw. in Richtung Räuberschlössle abzubiegen.
Auf diesem zweiten Abschnitt besitzt die Wanderung einen komplett anderen Charakter. Anstelle des schmalen Pfads tritt hier ein breiter Forstweg, der stetig bergauf auf die Glöcklerhalde führt. Am Wegesrand entdecken wir in fast jeder tieferen Pfütze Froschlaich. Er stammt vermutlich von Grasfröschen, von denen wir ein paar in der Nähe der winzigen Laichgewässer klar sehen können. Andere Amphibien tauchen bei näherer Betrachtung einfach ab, wirbeln dabei den Boden auf und entziehen sich dadurch unserer laienhaften Bestimmung. Egal, wir genießen die Ruhe oberhalb der Wutach und freuen uns über die klare Waldluft in den Bergen.
Gut eine Stunde nach dem Start kommen wir auf offenes Terrain. Hier halten wir uns links und folgen damit weiter den Schildern des Schluchtensteigs und der rotweißen Raute des Querwegs Freiburg-Bodensee zum Räuberschlössle. Da der Wanderweg in diesem Bereich kaum Steigungen oder Gefälle hat und wir noch frisch sind, ist es der leichteste Abschnitt dieser Tour. Schade nur, dass Ende März noch nicht allzu blüht.
Zurück im Wald wird der Wanderweg schmaler. Auch steigt er wieder ein paar Meter an, bis wir auf 720 Meter Höhe das Räuberschlössle erreichen. Allzu viel darf man von dem Schlössle nicht erwarten. Denn es handelt sich lediglich um eine Felsenburg, die im 14. Jahrhundert als Neu Blumegg von den Herren von Blumegg auf einem steilen Quarzporphyrfelsen errichtet wurde, um im Bauernkrieg von 1525 zerstört zu werden.
Nachdem die Ritter ihre vermeintlich uneinnehmbare Festung aufgegeben hatten, diente die Burg üblen Gesindel als Unterschlupf, das von hier aus die umliegenden Dörfer überfiel. Wegen ihnen bekam die Festung später den Namen Räuberschlössle, wie ein Schild vor Ort informiert. Bis auf ein paar Mauerreste blieb von der Burg so gut wie nichts erhalten. Lohnen tut sich der kurze Abstecher zur Burg damit hauptsächlich wegen des hübschen Tiefblicks hinab auf die Wutach.
Vom Räuberschlössle führt der Weg wieder hinab bis zur Stallegger Brücke. Ihr Name erinnert an eine weitere Burg, welche die Ritter von Stallegg errichteten. Ziel war es damals, den Verbindungsweg von Schluchsee nach Löffingen zu kontrollieren. Der Übergang soll bereits 1500 vor Christus Teil des alten Handelswegs vom Neckar zum Hochrhein gewesen sein. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts taucht die Stallegger Brücke dann immer wieder in historischen Dokumenten auf. Alle zusammen belegen sie die einst hohe Bedeutung des Übergangs für Händler wie auch für aufständische Bauern.
Das nächste auffallende Bauwerk ist das Kraftwerk Stallegg. Es wurde im Jahr 1895 errichtet und steht als ältestes deutsches Flusskraftwerk heute unter Denkmalschutz. Dabei hat man sich bereits damals Gedanken über die anderen Nutzungen des Bachs gemacht. Denn es durfte nur unter der Bedingung gebaut werden, dass das flussabwärts gelegene Sägewerk bei der Schattenmühle nicht trocken gelegt werde und den Fischen ausreichend Wasser bleibt. Ob man bei der 16 Meter hohen Staumauer der Talsperre auch an die Wanderung der Fische gedacht hat, ist allerdings fraglich.
Das Kraftwerk soll übrigens den Strom für die erste Glühbirne Deutschlands geliefert haben, die beim Besuch Kaiser Wilhelms II. für Licht im Schlossgarten Donaueschingen sorgte. Die Hauptaufgabe vom Stallegger Kraftwerk war jedoch, die Brauerei Fürstenberg mit Strom zu versorgen.
Nachdem das Kraftwerk 1979 verkauft und in der Folge 21 Jahre still stand, wurden im Jahr 2000 umfangreiche Investitionen durchgeführt und das Werk wieder ans Netz genommen.
Von der Talsperre folgen wir der Wutach flussaufwärts und erreichen etwa einen Kilometer weiter die Rötenbachmündung. Unter mächtigen Buchen laden hier zwei Bänke zur Rast ein. Da wir gut die Hälfte der Wanderung bewältigt haben, nehmen wir das Angebot gerne an, bevor wir den Rötenbach überqueren und durch den Forstbetrieb vom Fürst zu Fürstenberg weiter entlang der Wutach bis zur Haslachmündung wandern.
Auf diesem Abschnitt kommen wir der Wutach am nächsten. Oft verläuft der Wanderpfad direkt entlang dem Ufer. Bei Hochwasser ist hier Essig. Doch auch bei Trockenheit sollte man wegen der vielen Baumwurzeln, die den Weg halten, aufpassen, wo man hintritt. Hier ist es außerdem kühler als beim Rastplatz. So wundert es uns nicht, dass sich in den schattigen Lagen noch Schneereste bis Ende März gehalten haben. Auf der anderen Seite sind es gerade diese Dinge, welche diesen Bereich der Wutach so idyllisch machen. Am stärksten beeindruckt uns jedoch der Rechenfelsen, der unten so nah an die gegenüber liegenden Felsen ragt, dass sich die Haslach durch eine Klamm zwängen muss.
Vom Rechenfelsen führt der Wanderweg über die Rauhalde durch das Haslachtal zum Roodbach. Er speiste einst die »Alte Mühle«. Sie war damals die erste Mühle der Kappler Bauern. Nachdem sie für zu klein angesehen wurde, ersetzte man sie allerdings durch die Schleifenmühle, sodass die Alte Mühle mit der Zeit verfiel. Heute sind nur noch Reste vom Mühlbach vorhanden, indem das Mühlrad lief. Allerdings kümmert sich seit den 1983 der Heimatverein Kappel um den Erhalt des Mühlenrundwegs. Eine Tafel vor Ort zeigt einen Stich der Mühle, wie sich um 1730 aussah.
Nachdem wir einen kurzen Tunnel durchquert haben, gelangen wir über einen steilen, in mehrere Serpentinen verlaufenden Pfad hinab zur Roodbachmündung. Von dort sind es nur noch knapp drei Kilometer bis nach Lenzkirch, in dessen Kurpark das restaurierte Mühlrad der Schleifenmühle als Sehenswürdigkeit seine Runden dreht. Da sich in unmittelbarer Nähe ein Gewerbegebiet und eine monströse Parkgarage befinden, lohnt sich der Aufenthalt im Kurpark allerdings nicht sonderlich.
Ein Schmuckstück von Lenzkirch ist hingegen das Rathaus. Vor allem im Sommer ist dies ein Blickfang, wenn vor den Fenstern Balkonkästen voller Geranien blühen. Beim Rathaus halten wir uns kurz links und queren die Bundesstraße. Zusammen mit dem Mittelweg führt der Steig über den Wegweiser Am Geopark und die St.-Cyriak-Kapelle auf die Fischbacher Höhe. Vom höchsten Punkt dieser Etappe trennen uns noch 500 Meter bis zum Etappenziel in Oberfischbach.
Eindrücke unserer Wanderungen und Ausflüge im Schwarzwald.
Die Anfahrt zur Wanderung durch die Lotenbachklamm erfolgt über die B 315 Bonndorf - Lenzkirch bis zum Abzweig nach Löffingen. Der Parkplatz befindet sich bei der Einmündung der L 170 bzw. Bushaltestelle.
Ausgangspunkt | Bushaltestelle Lotenbachbrücke zwischen Lenzkirch und Bonndorf |
Koordinaten | N 47.8357, E 8.3088 |
Gehzeit | 6 Stunden |
Distanz | 18 km |
An-/Abstiege | 620/350 HM |
Anforderungen | T2-3, bei Nässe ist erhöhte Vorsicht in der Lotenbachklamm sowie auf dem Rechenfelsen oberhalb der Haslachklamm geboten. |
Einkehr | Schattenmühle, in Lenzkirch, Hotel Restaurant Hirschen in Oberfischbach |
GPS-Daten | Wanderung Lotenbachklamm Schluchtensteig 3 gpx |
KML-Daten | Wanderung Lotenbachklamm Schluchtensteig 3 kml |