Wilde Stromschnellen, steil aufragende Gneise und Granitfelsen im Kontrast zu weichem Keuper und Muschelkalk am Grund des Flusses, oft begleitet von reichen Hochstaudenfluren, darüber ein Dach aus saftig grünem Laub- und Mischwald - so präsentiert sich dem Wanderer die Wutach zwischen der Schattenmühle und der Wutachmühle.
Eine Schluchtwanderung, die zwar festes und trittsicheres Schuhwerk verlangt, zwischen Mai und September aber ein unvergesslich schönes Naturerlebnis verspricht. So wundert es auch nicht, dass die Wutachschlucht das Herzstück des Schluchtensteigs ist.
Bereits am frühen Morgen fahren wir mit dem Auto über Bonndorf und Boll zur Schattenmühle, dem Ziel unserer Wanderung. Denn da diese Tour mit rund 13 km relativ lang ist, nutzen wir den Wanderbus, der uns von hier ans untere Ende der Schlucht nahe Ewattingen bringt.
Angekommen bei der Wutachmühle, stutzen wir zunächst, weil der Eingang zur Wutachschlucht direkt durch ein Sägewerk hindurch führt. Schilder und die Spuren anderer Wanderer jedoch stellen klar: hier geht es tatsächlich hindurch. Und das am besten recht flink, da auf dem Holzplatz der Werks mehrere Wassersprenkler laufen.
Wenige Meter weiter aber (über die Querweg-Raute) erreichen wir die Schlucht. Allmählich bleibt der Straßenlärm hinter uns zurück und macht dem Plätschern des Wassers und dem Gesang der Vögel Platz. Wer aber denkt, an einem Fluss ginge es nur stetig ganz leicht bergauf, wird bereits auf dem ersten kleinen Stück eines besseren belehrt.
Denn kaum hat man den Wald erreicht, geht es über eine kleine Anhöhe, bevor wir auf der anderen Seite, nach etwa zehn Minuten Gehzeit, die Gauchachmündung erreichen.
Nach der Mündung der Gauchach kommen wir in die richtige Schlucht, ragen die Felsen zu unserer Linken steil in den Himmel. Obwohl es seit einigen Tage nicht mehr geregnet hat, ist der Boden an einigen Stellen noch immer leicht schmierig.
An den Engstellen sichern aber an dem Fels befestigte Drahtseile den Wanderer, sodass sich diese Stellen meist mühelos meistern lassen.
Eine gute halbe Stunde nach der Gauchachmündung erreichen wir den Felsaustritt der Wutach. Hier handelt es sich um Wasser, welches bei der Wutachversickerung in den karstigen Untergrund gelangte, bevor es sich durch Röhren und Höhlen seinen Weg suchte, bis hin es schließlich bei den reichlich schüttenden Quellspalten wieder ins Flussbett strömt.
Nach dem Austritt der Wutach hoffen wir, auf dem Abschnitt zum Rümmelesteg einen trocken gefallenen Bereich der Wutach zu stoßen. Tatsächlich treten mehrere Kiesbänke an die Oberfläche und zwängt sich die »Restwutach« teils eng an das gegenüberliegende Felsmassiv.
Für einen, zumindest oberflächlich, trockenen Abschnitt aber hat es dann in den letzten Wochen doch etwas zu viel geregnet. Aber egal, die Kiesbänke laden auch so zu einer kleinen Rast ein und das leise Plätschern des Wassers hat ja auch was für sich.
Oberhalb des Rümmelestegs weitet sich die Wutachschlucht, ein Bereich, der von breiten Feucht- und Frischwiesen sowie Hochstaudenfluren charakterisiert wird. An vielen Stellen bildet die Pestwurz dichte Bestände, die kaum eine andere Pflanze ans Licht lassen.
Aber auch Nelken-Wurz, Türkenbund, Blasen- und Streifenfarn und Silberblatt sind in der Schlucht zu finden. Für Wanderer, die sich ein wenig mit der Botanik auskennen, lohnt es, ein Bestimmungsbuch mitzunehmen. Denn bisher haben die Botaniker in der Schlucht rund 2.800 Pflanzenarten entdeckt.
Danach verlässt der Wanderweg den Fluss und steigt nach der Schurhammerrasthütte hoch in die Felsen. Eine zwar etwas schwierige Passage.
Der Ausblick von oben über das Flussbett aber lohnt sich allemal. Wie auch der Blick nach oben zu den Felsen, die durch ihren Bewuchs mit Flechten und Moosen in verschiedenen Farben erstrahlen.
Wieder unten am Flussufer, führt der Wanderweg in den ehemaligen englischen Kurort Bad Boll. Das mag einen zwar etwas wundern, aber angelockt vom Forellenreichtum, waren tatsächlich die Briten die ersten fremden Besucher in der Wutachschlucht.
Mehr noch, von der Landschaft waren sie derart überwältigt, dass der Londoner »Fishing Club« das Kurbad im Jahr 1894 übernommen hatte. Die Engländer waren es auch, die weite Teile der Schlucht durch Holzstege und schmale Pfade durch die Felsen für den Naturliebhaber erschlossen haben.
Die Spannungen vor dem Ersten Weltkrieg waren es schließlich, die die englischen Fliegenfischer fern hielt und damit den allmählichen Niedergang des Kurbads besiegelte. Von 1918 bis 1960 betrieb eine Krankenkasse das Bad, wechselte dann zur Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime und wurde zuletzt bis 1977 als Klinik und später als Stützpunkt für Wanderer betrieben. 1975 brannte das Hauptgebäude nieder, bevor weitere Gebäude abgetragen wurden.
So sind heute nur noch ein paar wenige Steine von Bad Boll sowie eine kleine, mittlerweile aber auch halb verfallene Kapelle übrig geblieben, welche von den Sträuchern und Bäumen zum Teil überwuchert sind.
Ein kleiner Rastplatz ist damit alles, was dem müden Wanderer, 8,5 km nach Aufbruch bei der Wutachmühle, für eine Verschnaufpause inmitten einer Wiese mit blühenden Wiesen-Storchschnabel und Butterblumen bleibt.
Ein paar Meter weiter führt ein Pfad hinauf zur 600 Meter entfernten Ruine Boll, der auf dem letzten Stück jedoch wegen der Gefahr herabfallender Steine gesperrt ist - mal abgesehen davon, dass von der Burg eigentlich nur eine dicke Mauer mit mehreren Löchern erhalten ist.
Außerdem kann, wer nicht mehr bis zur Schattenmühle wandern möchte, von hier ins 1,2 Kilometer entfernte Boll zur Haltestelle des Wanderbusses wandern.
Zurück von den spärlichen Überresten der Burg (abwärts kommen einem die 600 Meter erheblich kürzer vor), sind es noch vier Kilometer bis zur Schattenmühle. Dieser Abschnitt wäre eigentlich leichter zu bewältigen, hätte wir nicht schon rund zehn Kilometer in den Beinen.
Nachdem wir die Wutach über eine Brücke queren, entfernt sich der Wanderweg ein wenig von dem Fluss.
Wieder geht es bergauf. Diesmal hinauf zu ein paar unterhöhlten Felsen, die mit Moos komplett überwachsen sind. Ein Wasserspeicher, der seinesgleichen sucht.
Denn oberhalb saugt das Moos einen kleinen Bach förmlich auf, um das überschüssige Wasser anschließend in einer Art Dusche wieder frei zu geben. Nicht nur für uns eine willkommene Erfrischung.
Danach geht es über wieder schmalere, teils von kleinen Bächen überspülte Pfade zu den Ruinen von Ober-Dietfurt. Dort standen einst das Gasthaus zur Krone, eine Säge- und Gipsmühle sowie eine hochgestellte Brücke, die bis 1873 einzige Fahrverbindung über die Wutach zwischen dem Bonndorfer und Löffinger Gebiet. Die Brücke zerfiel, nachdem die Brücken bei der Schattenmühle und der Wutachmühle errichtet wurden.
Endlich erreichen wir die Schattenmühle, die mit riesigen Buchstaben auf dem Dach klar stellt, dass es sie auch im Internet gibt. Uns aber zieht es zurück zum Wanderparkplatz auf der anderen Seite der B31, wo unser Auto geduldig - in der prallen Sonne - auf uns wartet.
Die Anfahrt erfolgt über die B 315 Bonndorf - Lenzkirch bis zum Abzweig nach Löffingen. Dann weiter über die L 170 bis zum Wanderparkplatz gegenüber der Schattenmühle.
Die Anfahrt zur Wutachmühle erfolgt ab Bonndorf über die L 171 Richtung Donaueschingen bzw. über die B 31 bis Hüfingen und weiter über die L 171 bis zum Wanderparkplatz direkt an der Landstraße.
Ausgangspunkt | Wanderparkplatz bei der Schattenmühle (1) oder bei der Wutachmühle (2) |
Koordinaten 1 | N 47.84260, E 8.31920 |
Koordinaten 2 | N 47.84870, E 8.45100 |
Gehzeit | 4 bis 5 Stunden |
Distanz | 13,5 km |
An-/Abstiege | ca. 400/205 HM |
Grad | T2, bei Nässe 3 |
Einkehr | Wutachmühle, Schattenmühle, unterwegs keine |
gps-Daten | Wanderung Wutachschlucht gpx |
kml-Daten | Wanderung Wutachschlucht kml |