Der Baiersbronner Tonbachsteig verbindet den sagenumwobenen Priorstein mit dem Huzenbacher Seeblick. Nach dem Aufstieg vom Tonbachtal gleich zu Beginn können wir uns über ruhige und weite Wälder freuen. Am Wegrand laden liebevoll gestaltete Plätze zu einer Rast ein.
Durch die von uns beschriebene Verlängerung entspricht der alten Holzmacher-Tour. Sie ist etwa vier Kilometer länger und bereichert die Rundwanderung durch eine reizvolle Gruppe alter Grenzsteine.
Eindrücke unserer Wanderungen und Ausflüge im Schwarzwald.
Der Baiersbronner Tonbachsteig ist mit dem Genießerpfad-Symbol gekennzeichnet und wird gegen den Uhrzeigersinn gewandert. Entsprechend leicht fällt die Orientierung. Bereits beim Waldparkplatz Plauderstüble haben wir die Wahl: für die kürzere Runde nehmen wir sogleich den Steig hoch zum Höllkopf. Dieser führt in einem Linksbogen durch den Wald hinauf zu einem alten Salbeofen.
Um den Priorstein mitzunehmen, folgen wir indes dem Weg am Waldrand zum Haus des Gastes. Ab dort laufen wir links an der Johanniskirche vorbei und kommen am oberen Ortsrand zum Sonnenhalde. Hier kehren wir Tonbach den Rücken und steigen über einen steilen Pfad zum »Weißen Stein«. Den Stich kann man ruhig langsam angehen. Denn auf nur 400 Metern sind 70 Höhenmeter zu leisten.
Beim nächsten Wegweiser zweigen wir links auf den Wiedenberg, die Anhöhe zwischen dem Tonbachtal und dem Murgtal, ab. Noch bevor der Priorstein erreicht ist, passieren wir einen historischen Grenzstein. Aber was heißt hier, ein Grenzstein? Es ist eine kleine Gruppe alter Grenzstein. Über einen kurzen Trampelpfad sind diese mit nun bequem zu laufenden Wanderweg verbunden. Die grob behauenen und mit Wappen und Schriften versehenen Steine markieren die einst heftig umstrittene Grenze zwischen Baden und Württemberg.
Einen Steinwurf von den Grenzsteinen entfernt, befindet sich der Priorstein. Auch er diente dazu, die Grenze zwischen den badischen und württembergischen Interessen zu beschreiben. Bekannt wurde der durch Wasser und Wind rund geschliffene Buntsandbrocken jedoch durch einen Fluch. Als der in früheren Jahrhunderten waldfreie Weideberg zum Kloster Reichenbach zählte, soll der Legende nach der vom Kloster beauftragte Waldhüter, das Petermännle, beim strengen Prior Johann Hügelin in Ungnade gefallen sein.
Nach seiner Entlassung soll das Petermännle verbittert auf einer ähnlichen Felsengruppe am Gegenhang Platz genommen haben. Von dort schleuderte er Flüche und Verwünschungen in Richtung Priorstein, da er dort seinen Feind, den Prior, zu erkennen glaubte. 1595 gingen seine Verwünschungen in Erfüllung, das Kloster wurde gestürmt und der Prior musste nach Horb an den Neckar fliehen. Heute lädt ein aussichtsreicher Rastplatz beim Priorstein zu einer ersten Pause ein.
Vom Priorstein geht es über den Wegweiser Feuerlehne zu einem historischen Salbeofen. Das doppelwandige Bauwerk diente der Trockendestillation von harzigem Kiefernholz. Beim Salbe- oder Schmierbrennen wurde der Innenraum des Ofens mit kurzen Holzstücken, den Kienkippen, gefüllt und geschlossen. Anschließend entfachten die Arbeiter zwischen der Innen- und Außenwand ein Feuer. Die Hitze trennte das Holz in seine Grundsubstanzen.
Nacheinander flossen Teerwasser, Kienöl und brauner Teer ab. Zuletzt konnte nach dem Erkalten des Ofens die dabei entstandene Holzkohle entnommen werden. Fünf Personen waren bei dem sieben Tage andauernden Prozess beschäftigt. Sie führten bis zu 36 Destillationen im Jahr durch, wurden jedoch auf einen Schlag alle arbeitslos. Als im Jahr 1800 eine große Fläche Wald abbrannte, wurde das Salbebrennen bei Baiersbronn verboten.
Beim Salbeofen treffen wir wieder auf den Baiersbronner Tonbachsteig. Der Schwarzwälder Genießerpfad führt nun über den bewaldeten Höllkopf nach »Waldstieg«. Ab dort geht es weiter über den Wegweiser Oberer Eichberg zum Vorderer Plon. Auf diesem rund 4,5 Kilometer langen Abschnitt wird der Wald von mehreren Freiflächen durchbrochen.
Damit öffnet sich die Sicht nach Westen über das Tonbachtal zum Gegenhang und nach Süden zu den Höhen zwischen Baiersbronn und Freudenstadt. Beim Vorderen Plon geht es rechts ab zum Kleemisswegle, dann zweimal links zum Wegweiser Kleemisse. Dort treffen wir auf die Murgleiter, der wir zum nahen Huzenbacher Seeblick folgen.
Um den Karsee ranken sich gleich verschiedene Sagen. So soll sich in der Mitte des Sees ein stiller Wirbel befinden, welcher alle Fahrzeuge in die Tiefe zieht. Eine andere Legende berichtet von einem Seemännlein und Seeweiblein, an die sich die Bürger von Huzenbach gewöhnt hatten. Als ihre zwei Töchter an einer Hochzeitsfeier im Ort teilnehmen, nahm das Unglück seinen Lauf. Zwei Burschen verliebten sich in die beiden und hielten sie bis nach Mitternacht auf. Dann endlich begleiteten sie die Schwestern zum See.
Dort hörte die ältere der beiden Schwestern, wie die Eltern in der Tiefe stritten. Die Burschen konnten dies nicht hören und verabschiedeten die Mädchen mit dem Wunsch, sie schon bald wieder zu sehen. Diese baten die Burschen jedoch, am Ufer zu warten und das Wasser zu beobachten: »Bleibt es ruhig, ist alles gut und wir kommen wieder. Doch wenn es sich mit Blut färbt, ist es uns schlimm ergangen.« Einer der Burschen blieb und sah mit Schrecken, wie der See unruhig wurde und sich das Wasser rot färbte.
Eine dritte Sage erzählt von einem Kloster, das im Huzenbacher See untergegangen sein soll. Die Glocken und selbst Gesang sollen an und wann immer noch zu hören sein. So wundert es denn nicht, dass der Huzenbacher See auch als Nonnensee bekannt ist. Doch wer will das nachprüfen? Sicherer ist es da, sich den See von der Anhöhe aus anzuschauen. Und dafür kann man ruhig ein bisschen mehr Zeit einplanen. Wie beim Priorstein wurde auch beim Seeblick ein schöner Rastplatz eingerichtet.
Nach dem Abstecher kehren wir auf demselben Weg zurück zur Kleemisse. Ab dort führen sowohl der Baiersbronner Tonbachsteig als auch die Murgleiter durch ein Hochmoor unterhalb vom Hirschstein zum Hinteren Plon. Der Pfad durch das Moor ist gerne matschig. Ein umgestürzter Baum reicht aus, um eine Mulde zu schaffen, in der sich Wasser sammelt und bald neues Leben entwickelt. Beim Abstieg ins Tonbachtal passieren wir die Überzwercherberg Berghütte, dann die Stirnleshütte und einen weiteren Salbeofen. Unterhalb der Flößerhütte passiert der Tonbachsteig eine Einbindstube und überquert mehrmals den Tonbach.
Wo sich bei »An der Furt« die Murgleiter und der Genießerpfad trennen, sind das Plauderstüble und Haus des Gastes wieder angeschrieben. Hier können wir einfach der gelben Raute über Forsthaus Tonbach, Herrenwegle (links hoch zum Eichbergwegle) und »Plauderstüble« zurück zum Parkplatz folgen. Dieser letzte Abschnitt der Runde führt an der Blockhütte der Traube Tonbach vorbei. Leider haben wir von dort nur eine ernüchternde Erfahrung. So wird die Hütte gerne für Veranstaltungen genutzt. An solchen Tagen haben dann Wanderer das Nachsehen. So wurden wir bei unserer Wanderung abgewiesen und war es uns auch vergönnt, den Durst am Ende der Tour zu stillen.
Die Anfahrt erfolgt über die Bundesstraße 462 von Rastatt nach Baiersbronn. In Baiersbronn in die Tonbachstraße abbiegen, in Tonbach beim Hotel Traube zum Parkplatz Plauderstüble abbiegen. Alternativ bereits bei »Am Schulhaus« abzweigen und den Parkplatz unterhalb der Kirche nutzen.
Anfahrt mit Bus und Bahn: Es bestehen gute Busverbindungen vom Bahnhof in Baiersbronn zur Haltestelle Waldlust in Tonbach.
Ausgangspunkt | Parkplatz Plauderstüble |
Koordinaten | N 48.5376, E 8.3612 |
Gehzeit | 5.30 Stunden |
Distanz | 18,5 km, direkter Weg etwa 14 km |
An- und Abstieg | ca. 600 HM |
Anforderungen | Die Aufstiege vor allem zu Beginn erfordern etwas Trittsicherheit und Kondition am Berg. |
Einkehr | sehr schöne Rastmöglichkeiten am Priorstein und Huzenbacher Seeblick |
GPS-Daten | Wanderung Baiersbronner Tonbachsteig gpx |
KML-Daten | Wanderung Baiersbronner Tonbachsteig kml |