Baiersbronner Seensteig

Der Baiersbronner Seensteig verspricht Wanderern auf 91 Kilometern eine »geballte Natur, wie sie abwechslungsreicher nicht sein kann«. Auch wenn Superlative im Schwarzwald mit Vorsicht zu genießen sind, ist eines sicher: Wanderer, die sich im Nordschwarzwald wohl fühlen, werden den Seensteig lieben.

Baiersbronner Seensteig: Fünf Etappen, ein Ausgangsort, ein Thema

Das erste dicke Plus des Baiersbronner Seensteigs ist die vorbildliche Anbindung der jeweiligen Etappenziele an den öffentlichen Personennahverkehr. Busse und die S-Bahnlinie im Murgtal ermöglichen, jeden Abend nach getaner Arbeit zur gewählten Unterkunft zurückzukehren. Wer mit dem Pkw anreist, kann diesen über den gesamten Wanderurlaub stehenlassen und die Vorzüge der Gästekarte nutzen. Jeder, der schon einmal freiwillig mehrere Tage aufs Auto verzichtet hat, weiß, wie erholsam das sein kann.

Über ein Drittel des Fernwanderwegs verläuft auf naturbelassenen Pfaden. Sie führen uns mal zu sagenumwobenen Orten, mal durch die Kulturgeschichte der Region. Daneben steuern die Etappen einige Aussichtspunkte an, welche die Augen verwöhnen. Zuletzt sind es die kulinarischen Genüsse, mit denen uns der Baiersbronner Seensteig verwöhnt. Hier denken viele sicher zuerst an Baiersbronn und seine hoch gelobten Restaurants. Wir denken aber auch an die oft wunderschön gelegenen Rastplätze. Dort können wir das mitgebrachte Vesper in Ruhe genießen – und das jeder nach seinem eigenen Belieben und Geschmack.

1. Über den Sankenbachsee und Kniebis nach Mitteltal

Der offizielle Startpunkt auf den Baiersbronner Seensteig ist am Bahnhof. Autofahrern empfehlen wir daher, von der Freudenstädter Straße in die Sankenbachstraße abzubiegen und am Parkplatz bei der Sesselbahn in die Wanderung einzusteigen. Alle anderen folgen der Beschilderung des Seensteigs: ein Sechseck mit einer aufgehenden Sonne über einem See. Die ersten Meter führen über den Mühlkanal und den »Stöckerwiesen« an den Sankenbach, wo wir vor dem Bach rechts abbiegen.

Vom Parkplatz folgen wir dem Baiersbronner Seensteig über einen breiten Spazierweg entlang des Sankenbachs zu einem Wildgehege und dem großzügig gestalteten Spielplatz Sankenbach. Weiter geht es über die Sankenbachbrücke zur Sankenbachfurt. Hier haben wir die Wahl: für die bequemere Variante an den See halten wir uns bei der Gabelung links. Um auf dem Seensteig zu bleiben, wählen wir den rechten Weg. Nach einer Passage im Wald erreichen wir so den Sankenbachsee.

Wasserfall zum Selberbasteln

Nahe bzw. vor dem Grillplatz wechseln wir auf einen 800 Meter langen Steig zu den Sankenbach-Wasserfällen. Der Aufstieg ist die erste wirkliche Hürde auf dieser Wanderung. So warnt ein Schild vor Steinschlag und Absturzgefahr. Mit etwas Umsicht aber ist der Pfad gut und sicher zu schaffen. Beim Anblick des versprochenen Wasserfalls traut man allerdings seinen Augen kaum: es ist nicht mehr als ein müdes Rinnsal, was über die Felsen tröpfelt. Als Lösung für die Wasserknappheit wurde oberhalb der Kaskade eine Wehranlage errichtet, die von Hand bedient werden kann. Mit etwas Geduld lässt sich so ein größerer Schwall Wasser in die Tiefe schicken, eh wir die letzten Meter hoch zur Wasserfallhütte steigen.

Oben angekommen biegen wir erst rechts, gut 150 Meter weiter links auf einen mit Wurzeln überwucherten Pfad zum Bucheck ab. Von dort folgen wir dem Seensteig nach Ochsenhard und, rechts ab, über den Jägerpfad bis an den nördlichen Ortsrand von Kniebis. Nach einer kurzen offenen Passage mit Sicht über den beliebten Wintersportort kehren wir bei »Buchschollen« in den Wald zurück. Von dort ist es noch ein kurzes Stück Weg bis zum Ellbachseeblick. Nachdem wir die Aussicht von der 2013 errichteten Plattform ausgiebig genossen haben, verlassen wir den höchsten Punkt dieser Wanderung und folgen dem Seensteig um die Karwand hinunter an den Ellbachsee.

Am dem herrlich gelegenen See folgen wir dem Steig 300 Meter über einen Forstweg, eh wir links auf den Abenteuerpfad wechseln. Der Name des Pfads ist Programm, denn es geht munter über Stock und Stein. Auch nasse Füße kann es auf dem nächsten Abschnitt geben. Wer das vermeiden möchte, kann alternativ wenige Schritte vor dem Einstieg auf den Abenteuerpfad links abbiegen und damit einen zweiten breiten Forstweg nutzen. Nach 900 Metern treffen beide Varianten wieder aufeinander. Ab dort führt der Weg auf bequemen Waldwegen und -pfaden durch das Tal vom Guten Ellbach zur Ellbachhütte. Von der Hütte sind es zweieinhalb Kilometer bis zum Etappenziel in Mitteltal.

2. Buhlbachsee und Lotharpfad

Die zweite Etappe des Seensteigs wird vom Nationalpark Schwarzwald bestimmt, auch wenn wir uns die meiste Zeit knapp außerhalb des Parks befinden. Höhepunkte dieser Tour sind der entlegene Buhlbachsee und der Lotharpfad.

Los geht es bei der Touristinfo in Mitteltal. Wir überqueren die Murg und verlassen den mit Restaurants reich bestückten Ortsteil auf dem bereits bekannten Weg der ersten Etappe. Beim Wildgehege am Ellbach trennen sich die Wege und biegen wir rechts ab. Damit folgen wir dem Seensteig um die Westflanke vom Ellbachkopf ins Tal des Bösen Ellbachs. Die Steigung schwächt sich bald ab, sodass wir den Waldweg ohne allzu große Anstrengung über das Sauerbrunnenwegle und die Ellbachlägerhütte hinauf zur Schwarzwaldhochstraße wandern können.

Zuflucht und Buhlbachsee

Oben angekommen müssen wir die stark befahrene Straße überqueren, eh es auf der anderen Seite erst in den Wald und über »Zollstockhütte« nach Zuflucht geht. Knapp die Hälfte dieser Etappe haben wir dort hinter uns, womit eine Einkehr angebracht wäre. Schöner finden wir es, stattdessen eine längere Pause am Buhlbachsee einzuplanen. Auf dem Weg zum See müssen wir erst die Landstraße, dann – auf Höhe vom Parkplatz Bärenteich – die B 500 überqueren. Nachdem wir auch die steile und wurzelige Passage über die Seehalde gemeistert haben, ist der Buhlbachsee bald erreicht. Im Bereich des Auslaufs in den Buhlbach laden Bänke zur Rast mit Traumblick über den See zu einer schwimmenden Insel ein.

Anschließend kehren wir zurück zum letzten Wegweiser, wo wir jetzt links abbiegen und erst bergab durchs Buhlbachtal, dann bergauf durch das enge Tal vom Spaltbächle über »Hahnenmisse« zum Buhlbacher Läger wandern. Kurz darauf kreuzen wir ein drittes und letztes Mal die Bundesstraße. Danach wird es spannend: der Lotharpfad windet sich mal um, mal durch, mal über etliche durch den Orkan Lothar am 26.12.1999 gestürzte Bäume herum. Bald fühlt man sich wie in einem Mikadospiel für Riesen. Und doch wird von den Plattformen aus auch deutlich, wie neuer Wald auf der Fläche entsteht. Sobald wir die Fläche durchquert haben, treffen wir auf den Renchtalsteig, dem wir nach diesem spannenden Einblick rechts zum Etappenziel auf dem Schliffkopf folgen.

3. Vom Schliffkopf an den Mummelsee

Das Mittelstück vom Baiersbronner Seensteig verläuft die meiste Zeit im Nationalpark Schwarzwald. Richtig einsam wird es dennoch nie, da wir den Weg bis zur Darmstädter Hütte mit dem Westweg teilen. Dafür gibt es auf dieser Etappe reichlich Gelegenheit zur Einkehr – und zwei richtig hübsche Seen obendrauf.

Von der Bushaltestelle und dem Parkplatz an der Schwarzwaldhochstraße laufen wir um das Hotel Schliffkopf herum auf den Schliffkopf. Der Gipfel markiert den höchsten Punkt eines 450 Meter über die Täler ragenden Höhenzugs zwischen der Hornisgrinde und Kniebis. Laut der Panoramatafel sollen von der Aussichtsplattform selbst einige Gipfel der Schweizer Alpen zu sehen sein. Um diese Sicht über den Hochschwarzwald erleben zu können, braucht es aber wirklich sehr gute Bedingungen. Doch auch der Blick zu den umliegenden Höhen des Mittleren und Nordschwarzwalds lohnt den Aufenthalt.

Hübscher Platz und Naturschutzzentrum Ruhestein

700 Meter entfernt bietet uns der Seensteig bei Hübscher Platz eine Variante. Diese zweigt rechts zur B 500 ab und führt jenseits der Straße auf den Roten Schliff. Nachdem die Variante dort scharf links abbiegt und sich wieder der B 500 nähert, führt sie im weiteren Verlauf um den Langhardtkopf herum zum Naturschutzzentrum Ruhestein. Für die Variante muss man 3,3 Kilometer bzw. eine Stunde mehr einplanen. Wer auf den Umweg verzichtet, läuft einfach geradeaus weiter. In dem Fall überqueren wir die B 500 beim Parkplatz Vogelskopf und folgen dann der Beschilderung zum Naturschutzzentrum Ruhestein.

Euting-Grab und Wildseeblick

Es folgt das steilste Stück dieser Etappe. Wer möchte, kann auf den Sessellift umsteigen. Da die Steigung durch vier Kehren abgeschwächt wird, ist die Bergstation aber auch aus eigener Kraft bald erreicht. Weiter geht es durch landschaftlich reizvolle Grinden zum Euting-Grab. Es erinnert an Dr. Julius Euting, der den sanften Wandertourismus stark gefördert hat. Nahe der ungewöhnlichen Grabstätte gibt der Wald die Sicht auf den 120 Meter tiefer gelegenen Wildsee frei. Der zauberhaft gelegene See steht im Mittelpunkt mehrerer Sagen und Märchen.

Einen Kilometer weiter ist die Darmstädter Hütte. Von dort folgen wir dem Seensteig über den höchsten Punkt dieser Etappe zum Seibelseckle. Leider beeinträchtigen die B 500 und die Parkplätze für den Wintersport den Landschaftsgenuss immens, sodass ein Aufenthalt kaum lohnt. Andererseits ist das Ziel am Mummelsee nah, sodass wir uns ohnehin bald unter die Menge der Tagesausflügler mischen können – mit dem guten Gefühl, die Schwarzwälder Kirschtorte mehr verdient zu haben als so manch anderer.

4. Vom Mummelsee nach Schönmünzach

Auf der vierten Etappe des Seensteigs entfliehen wir dem Trubel am Mummelsee auf die Hornisgrinde. Nach einer Runde über das Hochplateau bestimmen weite Wälder die Wanderung zu zwei weiteren Seen – von denen der erste kaum noch als solcher zu erkennen ist.

Vom Berghotel Mummelsee führt der Seensteig gemeinsam mit dem Westweg auf die Hornisgrinde. Beim Wegweiser Katzenkopf trennen sich jedoch schon die Wege: Während der berühmte Fernwanderweg den direkten Weg nimmt, zweigen wir rechts ab. 150 Meter weiter erreichen wir den Mummelseeblick. Die Lichtung bietet eine tolle Sicht auf das 100 Meter tiefer liegende Gewässer und das bunte Treiben am und auf dem See. 300 Meter weiter mündet der Pfad in die Zufahrtsstraße zum Hornisgrindeturm, unserem nächsten Ziel.

Bismarckturm und Dreifürstenstein

Wer die Tour etwas abkürzen möchte, kann sogleich den Wegweisern zum Dreifürstenstein folgen. Schöner jedoch ist es, die nahezu steigungsfreie Runde über die Feuchtgebiete auf der Hornisgrinde mitzunehmen. Diese führt zunächst über einen breiten Spazierweg zum Bismarckturm, und von dort oberhalb des Biberkessels über einen Holzbohlenweg durch das Hochmoor bis zum Dreifürstenstein. Die Buntsandsteinplatte war ab 1722 Grenzstein zwischen Baden, Württemberg und Straßburg. Mit 1151 Meter über dem Meer ist sie der höchste Punkt von Württemberg.

Über die Kaltenbachhöhe zum Blindsee

Nachdem wir den berühmten Stein gefunden haben, folgen wir dem Pfad bis zum Wegweiser Dreifürstensteinwegle, eh wir links zum Kieneck abbiegen. Schönmünzach ist bereits angeschrieben. Es folgt ein längerer Abstieg, zunächst durch den Nationalpark Schwarzwald bis »Hinterer Brand«, dann nach einer flachen Passage über »Balzgänger« (rechts) zur Kaltenbachhöhe. Hier zweigt der Seensteig erst links, 300 Meter weiter rechts ab, sodass wir auf dem nächsten Abschnitt zum Diebaukopf mehrere Kuppen überqueren. Dort verlässt der Seensteig den Höhenzug und wechselt auf einen etwas tiefer gelegenen Waldweg.

Anderthalb Kilometer weiter führt dieser am Blindsee vorbei. Wobei es sich mehr um ein Hochmoor handelt, das nur nach der Schneeschmelze oder starken Regenfällen als See in Erscheinung tritt. Vom Blindsee wandern wir zunächst noch ein Stück weit bergab bis zu einem Wegekreuz. Dann folgt der Aufstieg auf die Schurmseehöhe. An zwei kurz aufeinander folgenden Stellen gibt sie den Blick auf den Schurmsee frei. Er ist kleiner als der Mummelsee, doch unendlich ruhiger. Damit ist am Seeufer der beste Platz für eine entspannte Pause, eh wir die letzten vier Kilometer zum Etappenziel in Schönmünzach in Angriff nehmen.

5. Huzenbacher See und Tonbachtal

Für die Schlussetappe des Seensteigs sollte man sich ein reichhaltiges Vesper in den Rucksack packen. Denn zwischen dem Start und Ziel gibt es keine Gaststätten. Stattdessen erwarten uns sowohl am als auch über dem Huzenbacher See zwei Rastplätze, an denen man leicht die Zeit vergessen kann.

Beim Einstiegspunkt in Schönmünzach treffen wir bei der Touristinfo auf die Murgleiter. Mit ihr werden wir uns später den Weg teilen. Zunächst aber folgen wir dem Baiersbronner Seensteig um den Stuhlberg über die Wegweiser Blockhaus und Reitbahn bis nach Silberberg. Von dort führen dann beide Wanderwege bergan zum sagenumwobenen Huzenbacher See. Über einen verwunschenen Pfad geht es hoch zum Wegweiser Dachsbau. Nach dem schweißtreibenden Anstieg wandern wir links über einen Forstweg zum Huzenbacher Seeblick. Der Rastplatz oberhalb der Karwand bietet eine imposante Sicht über den See und eine Windwurffläche direkt am Wasser. Diese geht auf einen Gewittersturm zurück, der am 30. Juni 2012 über den Huzenbacher See hereinbrach.

Ein Stück weiter müssen wir bei der Kleemisse zweimal rechts abbiegen. Weiter geht es über einen oft vernässten Weg durch das Hochmoor beim Hirschstein zum Überzwercher Berg. Auf dem nächsten Abschnitt können wir es hinunter ins Tonbachtal gemütlich angehen lassen. Auf dem angenehm zu laufenden Weg kommen wir einen Steinwurf von der Flößerhütte entfernt zu einem alten Salbeofen. Solche Öfen wurden früher genutzt, um harziges Holz in seine Bestandteile aufzulösen. Bei der Destillation wurden Teerwasser, Kienöl und brauner Teer gewonnen.

Beim weiteren Abstieg wird der Wald zunehmend von offenen Wiesen durchbrochen. Hier folgen wir dem Lauf des Tonbachs zur Liegewiese. Wer mag, kann in den Ortsteil Tonbach hinunterlaufen und die Tour vorzeitig zu beenden. Komplett wird der Seensteig aber nur, wenn man der Versuchung widersteht und der Beschilderung über Haistlesrucken zum Rinkenkopfwegle folgt. Mit dem Ziel vor Augen und fünf erlebnisreichen Etappen hinter uns geht es von dort entweder über den Parkplatz Sommerseite oder direkt hinunter nach Baiersbronn.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten des Seensteigs

Die Anfahrt erfolgt über die Bundesstraße 462 von Rastatt nach Baiersbronn. Eine Alternative zu den Parkplätzen im Zentrum bietet der Parkplatz Sesselbahn im Sankenbachtal. Wir empfehlen die Anreise mit der Murgtalbahn bis zum Bahnhof von Baiersbronn.

Die Anforderungen sind technisch mittel, die teils vielen Höhenmeter erfordern jedoch eine entsprechende Ausdauer am Berg.

 Ausgangspunkt, GPS-Koordinaten, Gehzeit, Strecke, An- und Abstiege
Etappe 1Bahnhof Baiersbronn, N 48.5046, E 8.3716, 4.30 Stunden, 14,5 km, ca. 380/360 HM
Etappe 2Mitteltal, N 48.5198, E 8.3249, 6 Stunden, 19,4 km, ca. 800/350 HM
Etappe 3Schliffkopf, N 48.5326, E 8.2181, 4 Stunden, 12,4 km, ca. 380/370 HM
Etappe 4Mummelsee, N 48.5966, E 8.2020, 6-6.30 Stunden, 21 km, ca. 450/1030 HM
Etappe 5Schönmünzach. N 48.6070, E 8.3663, 7 Stunden, 21 km, ca. 700/630 HM
GPS-DatenWanderung Baiersbronner Seensteig gpx
kml-DatenWanderung Baiersbronner Seensteig kml

Wanderkarte Baiersbronner Seensteig

Höhenprofil

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