Hochschwarzwälder Hirtenpfad

Der Hochschwarzwälder Hirtenpfad verbindet blühende Wiesen und lichte Waldränder mit Felsen und Lesesteinhaufen. Wir wandern auf weitgehend naturbelassenen Pfaden, die uns tolle Aussichten über das Gletscherhochtal von Raitenbuch eröffnen und uns Einblick in die historische Bewirtschaftung des Tals geben.

Wandern auf dem Genießerpfad nahe Schluchsee

Bevor im Hochschwarzwald Weidezäune standen, war es Aufgabe der Kinder, das Vieh zu hüten. Vor allem Jungen aus kinderreichen Familien wurden oft auf die Schwarzwaldhöfe geschickt, wo sie bis zu 15 Stunden am Tag arbeiteten und lernten. Meist nur unzureichend gekleidet, oft barfuß, mussten sie Wind und Wetter, Kälte und Nässe trotzen.

Wenn ein Rind Wasser ließ, stellten sich einige von ihnen in die entstandene Pfütze, um sich die nackten Füße zu wärmen. Eine unbeschwerte Kindheit blieb ihnen vorbehalten. Und doch scherte dies alles ihre eigene Familie kaum. Daheim waren die Eltern froh, einen Esser weniger durchbringen zu müssen.

Erst in den 1960er Jahren, als die ersten Elektrozäune installiert wurden und sich das Bewusstsein in Deutschland änderte, verschwand diese Form der Kinderarbeit. Mit dem Hochschwarzwälder Hirtenpfad wurde den Hütekindern in Raitenbuch ein Denkmal gesetzt.

Start beim Wanderparkplatz Wildenhof

Vom Wanderparkplatz ist es nur ein Katzensprung bis zum Wegweiser Am Wildenhof. Hier biegen wir rechts auf dem mit Gras bewachsenen Pfad und folgen der gelben Raute Richtung Möslehof. Sowie wir einen Gehölzstreifen passiert haben, bekommen wir erstmals freie Sicht auf die verstreut gelegenen Häuser von Raitenbuch. Auf diesem ersten Abschnitt der Wanderung geben uns die knappen Schilderungen des späteren Bürgermeisters Siegfried Scharf Einblick in das Leben der Hirtenbuben.

Als Achtjähriger kam er 1947 auf den ehemaligen s'Lehmanne-Hof. Dort musste er zehn Rinder, Schweine, Ziegen und Hühner versorgen, aber auch Ähren bündeln und laden und mit einem Dreschflegel die Spreu vom Korn trennen. Obwohl sein Elternhaus nur vier Kilometer entfernt war, blieb er ein ganzes Jahr auf dem Hof. Sein Bruder hatte hingegen bereits nach zwei Tagen Reißaus genommen.

Spuren der Würm-Eiszeit

Zugleich zeugen die vor uns liegenden, sanft geschwungenen Geländeformen von der Würm-Eiszeit. Bei seiner größten Ausdehnung reichte damals ein Gletscher vom Feldberg über die Raitenbucher Höhe und das Urseetal bis nahe an die Wutach heran. Zum Ende der Eiszeit dauerte es über 10.000 Jahre, bis das an manchen Stellen bis zu 200 Meter dicke Eis abgeschmolzen war. Wo die Gletscherzunge längere Zeit stehenblieb, entstanden Endmoränen, die sich auch heute als Wellen und Dämme in der Landschaft erkennen lassen.

Lesesteinhaufen als Lebensraum für Reptilien

Daneben sind beim Rückzug vom Eis Granitfelsen und andere Findlinge vom Fuß des Feldbergs in das Tal gelangt. Andere Steinansammlungen hat der Mensch geschaffen: um auf den nach Süden ausgerichteten Hängen Felder anzulegen, sammelte er Steine auf und brachte sie an den Ackerrand. Dadurch sind mit der Zeit Lesesteinhaufen entstanden, welche Reptilien einen geschützten Lebensraum bieten.

Möslehof, Zinsmoos und Alter Ahorn

Nachdem wir einen Waldstreifen durchquert haben, lädt eine Himmelsliege zu einer ersten gemütlichen Rast ein. Wobei – wenn die Sonne hoch am Himmel stehe, hält man es nur kurz in der Hitze aus. Damit geht es bald weiter zum Wegweiser Am Möslehof und von dort links hinunter zum Möslehof. Auf dem Weg dahin öffnet sich nochmals die Sicht über das Hochtal, dann geht es auf Pfaden weiter bis zur Raitenbucher Straße.

Auf der anderen Seite der Kreisstraße folgen wir der Beschilderung des Genießerpfads teils am Waldrand, teils durch den Wald und über eine Wiese bis zum Wegweiser Zinsmoos. 400 Meter weiter erreichen wir den Standort »Alter Ahorn«. Der Name erinnert an einen mehrere hundert Jahre alten Ahorn, der 1978 von einem Sturm umgeworfen wurde. Bei dem neuen Ahorn bietet ein Platz mit Bänken und Tisch eine weitere schöne Möglichkeit zur Pause.

Rückweg über Klausenhof zur Wildenhofkapelle

Anschließend geht es auf dem Hochschwarzwälder Hirtenpfad über »Klausenhof« zum Wegweiser Am Hohspirn. Auf diesem Abschnitt verläuft der Weg eine ganze Weile entlang eines hohen Zauns. Laut einem Zettel soll er verhindern, dass das Wild vom Fürstenbergischen Jagdrevier in das angrenzende Revier gelangt. Als Wanderer können wir hier nur hoffen, dass sich die Verantwortlichen bald eines Besseren besinnen, sodass das Wild wieder ungestört durch die Wälder streifen kann.

Weitaus schöner finden wir ein Stück weiter die Idee, eine alte Puppenstube aufzuhängen. Das darin ausgelegte Buch ist für Wanderer bestimmt, die hier ihre Eindrücke eintragen möchten. Wenige Schritte vor dem Wegweiser Am Hohspirn lädt nochmals eine Himmelsliege zum Verweilen ein, eh wir nach einem Schlenker durch den Wald links abbiegen und die letzten 700 Meter über »Raitenbuch« und die Wildenhofkapelle in Angriff nehmen.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten der Wanderung

Die Anfahrt erfolgt über die B500 von Waldshut-Tiengen nach Titisee-Neustadt. Zwischen Schluchsee-Aha und Altglashütten beim Windgfällweiher auf die K4990 nach Raitenbuch bzw. in Richtung Lenzkirch abbiegen. Der Parkplatz befindet sich etwas oberhalb von Raitenbuch und ist speziell für diesen Genießerpfad ausgeschildert.

AusgangspunktWanderparkplatz Hirtenpfad oberhalb von Raitenbuch
KoordinatenN 47.8619, E 8.1417
Gehzeit2 bis 2.30 Stunden
Distanz8 km
Anstiegeca. 330 HM
AnforderungenTechnisch eher einfache Runde auf Waldwegen und Pfaden. Einzig der Stichweg hoch zum Alten Ahorn ist ein wenig schweißtreibend.
EinkehrDer Genißerpfad führt an mehreren, teils sehr sonnigen Rastplätzen vorbei. Die nächste Möglichkeit zur Einkehr ist das Gasthaus Grüner Baum in Raitenbuch.
GPS-DatenWanderung Hochschwarzwälder Hirtenpfad gpx
kml-DatenWanderung Hochschwarzwälder Hirtenpfad kml

Wanderkarte Hochschwarzwälder Hirtenpfad

Höhenprofil

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